Bruder Eichmann

Foto: Thomas Aurin
von Heinar Kipphardt
Monolog
Depot 2
Dauer:
1 Stunde 30 Min. • Keine Pause
Premiere:
23. Oktober 2021
Altersempfehlung:
ab 16 Jahren
Trailer
»Tod durch den Strang« lautet 1961 in Jerusalem das Urteil gegen Adolf Eichmann, den Planer und Organisator des Holocaust. In einem der meist beachteten Gerichtsprozesse der Nachkriegszeit kommen unerträgliche Details über die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie und deren Täter*innen ans Licht der Weltöffentlichkeit, denn der Angeklagte redet.
Autor und Dramaturg Heinar Kipphardt – neben Peter Weiss und Rolf Hochhuth einer der Hauptvertreter des Dokumentartheaters der 1960er Jahre – destilliert aus über 3.500 Seiten Vernehmungs- und Gerichtsprotokollen einen Theatertext. Das Stück kommt 1983 posthum in München zur Uraufführung. »Ein Prozess hat mit dem Schauspiel gemein, dass beide mit dem Täter beginnen und enden, und nicht mit dem Opfer«, schreibt Hanna Arendt in ihrem Bericht EICHMANN IN JERUSALEM. Diesen Täter, diesen »Bruder« (»Bruder Hitler« – Thomas Mann) rückt Kipphardts Stück in unangenehme Nähe.
Thomas Jonigk, der sich in den vergangenen Spielzeiten mit den Inszenierungen RÜCKKEHR NACH REIMS von Didier Eribon oder GEGEN DEN HASS von Carolin Emcke mit zeitgenössischen soziopolitischen Themen auseinandersetzte, widmet sich in seiner nächsten Arbeit für das Schauspiel Köln diesem zeithistorischen Dokument.

Bitte beachten Sie, dass es während der Vorstellung zu lauten Toneinsätzen kommt. Das Servicepersonal im Foyer händigt Ihnen gern Ohrstöpsel aus.
Bühne & Kostüm: Lisa Däßler
Musik/Sound: Mathis Nitschke
Pressestimmen
»Wir kennen die Bilder von Eichmann, wie er devot in einer gläsernen Zelle während der Verhandlung seine Antworten flüstert. Eine großartige Idee von Lisa Dräßler, eine solche Zelle zu bauen und sie hoch aufgebockt dem Publikum Auge in Auge zu präsentieren. Jörg Ratjen agiert selbstverständlich in ihr und sofort ist die Intimität hergestellt, die Eichmann in unseren „Bruder“ verwandelt.«
»Jörg Ratjen ist ein Meister darin, den Zuschauern mit seinen Charakteren möglichst unangenehm nahe zu kommen. Eine schlaffe Geste, ein aufgesetztes Lächeln, ein mitleidheischendes Leiern im Ton: Ein bürokratischer Hanswurst ist dieser Adolf Eichmann schon, aber einer der seine Hanswurstigkeit als Fassade benutzt, hinter der er die Industrialisierung der Menschenvernichtung betrieben hat.«