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PROGRAMMHEFT

Die letzten Männer
des Westens

von Tobias Ginsburg
In einer Fassung von Sibylle Dudek und Tobias Ginsburg
Uraufführung: 22. März 2024
Bühnenrechte:
Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

DIE LETZTEN MÄNNER DES WESTENS sind 2021 im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen.
1 h 50 Min • keine Pause
Copyright: Krafft Angerer

INHALTSVERZEICHNIS

Fahrer Limousine: Slawa Schander

Team

REGIE: RAFAEL SANCHEZ
BÜHNE: Eva-Maria Bauer
KOSTÜME: URSULA LEUENBERGER
VIDEO: MEIKA DRESENKAMP
MUSIK: CORNELIUS BORGOLTE
LICHT: JÜRGEN KAPITEIN
DRAMATURGIE: SIBYLLE DUDEK

REGIEASSISTENZ: Antonia Ortmanns • BÜHNENBILDASSISTENZ: Aline Larroque • KOSTÜMASSISTENZ: Han Lai • INSPIZIENZ: Charlotte Bischoff • SOUFFLAGE: Victor Herrlich • REGIEHOSPITANZ: Lauri Fuchs • BÜHNENTECHNIK: Peter Zillinger • BELEUCHTUNGSEINRICHTUNG: Frédéric Dériaz & Hagen Ungewitter • TONTECHNIK: Jakob Heisters & Julia Spang • VIDEO: Viktor Rosengruen & Torsten Döring • PRODUKTIONSLEITUNG: Oliver Haas, Petra Möhle & Jan Müller • STELLVERTR. LTG. WERKSTÄTTEN: Ilya Pfaller • DEKORATIONSAUSFÜHRUNG: Martin Arenz, Florian Hohenkamp, Frank Hohmann, Boris Thelen, Daniel Vogt & Wencke Wesemann • KOSTÜMAUSFÜHRUNG: Anne-Kathrin Lüth & Elisabeth Schlücker • SCHUHMACHEREI: Daniela Ehrich & Katrin Mikoleiczik • PUTZMACHEREI: Daphne van der Grinten & Chiara Langanke • KOSTÜMMALEREI: Gudrun Fuchs & Marja Adade • ANKLEIDER*INNEN: Veronika Schröder-Hohenwarth, Philipp Ebert & Martina Pütz • MASKENBILD: Denise Ecker, Bettina Kohlhaas & Birgit Riedl • REQUISITE / EFFEKTE: Lena Bornträger & Kaja Manenbach / Samar Kraidi
Copyright: Krafft Angerer

ZUM TEXT

»Im Kampf gegen Demokratien hat der Krieg gegen Frauen und sexuelle Minderheiten eben nicht nur Tradition …
Er hat Priorität.«
Tobias Ginsburg
Ein Narrativ geht um und ist aus den Manifesten rechtsradikaler Terroristen und den Reden autoritärer Machthaber bis in die Mitte der Gesellschaft gelangt. Es geht so: Der Untergang des Abendlandes stehe kurz bevor. Und schuld daran sei: der Feminismus. Weil er Frauen von ihrer eigentlichen Bestimmung – dem Kinderkriegen – abbringe, sänken die Geburtenraten. Und bei gleichzeitiger »massenhafter« Einwanderung kinderreicher muslimischer Familien käme es zu einem »Bevölkerungsaustausch«. Gerade der europäische Mann sei bedroht, denn nicht nur, dass sich die Frauen weigerten, Kinder zu bekommen – sie neigten auch zum Verrat, in dem sie sich mit eingewanderten »Alpha-Männern« einließen. Überhaupt stelle die Frau wegen ihrer emotionalen Korrumpierbarkeit ein Problem dar.
Diese wirkmächtige Erzählung schürt Ängste und mobilisiert gerade junge verunsicherte Männer. Und folgt man der geschlossenen Logik, gibt es scheinbar nur eine Lösung: Die letzten Männer des Westens müssen wieder »mannhaft« und »wehrhaft« (Björn Höcke) werden. Das ist ein lukratives Geschäft für Viele: Männercoachs, Maskulinisten, rechtsextreme Menschenfänger*innen und rechtsreligiöse Ideolog*innen.

Anderthalb Jahre hat der Autor Tobias Ginsburg undercover zur Verbindung von Männlichkeitswahn, Antifeminismus und Rechtsextremismus recherchiert: Er schloss sich bürgerlichen Antifeministen an, schleuste sich in der amerikanischen Alt-Right ein, verbrüderte sich mit Identitären und neonazistischen Rappern und ließ sich in Polen bei der klerikal-faschistischen Organisation »Ordo Iuris« bei antidemokratischen Strategiegesprächen darlegen, wie Gesellschaften mit Antifeminismus und Queerfeindlichkeit unterwandert werden.

Sein Buch DIE LETZTEN MÄNNER DES WESTENS, erschienen 2021, ist eine abgründige Tour de Force durch unterschiedliche Milieus – getrieben vom Wunsch zu verstehen: was die Männer antreibt und mobilisiert und welche Kräfte im Hintergrund davon profitieren.

zum Autor

Tobias Ginsburg, geboren 1986 in Hamburg, studierte an der Bayerischen Theaterakademie und der LMU München. Seinen Texten, literarischen Reportagen und Theaterstücken, liegen aufwändige und gelegentlich gefährlich Recherchen zugrunde, für die er sich in menschliche und politische Abgründe begibt. Große Aufmerksamkeit bekam sein Buch DIE REISE INS REICH, für das er im Milieu rechtsextremer Verschwörungsideologen, Reichsbürger und Querdenker recherchierte. 2021 folgte die Veröffentlichung von DIE LETZTEN MÄNNER DES WESTENS.
An der Dramatisierung seines Buchs fürs Schauspiel Köln arbeitete Tobias Ginsburg mit, entwarf Szenen, schrieb Dialoge für Männer-Chöre und Frosch-Rudel und ließ eine Statue von Hitlers Lieblingskünstler Arno Breker lebendig werden.

Tobias Ginsburg im Gespräch

Die letzten Männer des Westens • Tobias Ginsburg im Gespräch
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Copyright: Krafft Angerer

Männerbünde, rechtsextreme Strategien & Netzwerke – ein Glossar

AfD UND ANTIFEMINISMUS

Die AfD ist stark männlich geprägt: Bei der letzten Bundestagswahl waren zwei Drittel ihrer Wähler*innen Männer. Nur bei knapp 12 Prozent liegt der Frauenanteil der Fraktion im Bundestag. Immer wieder macht die AfD mit antifeministischen Slogans Wahlkampf. Prominentes Beispiel ist Maximilian Krah, Spitzenkandidat für die Europawahl, der mit aggressiv antifeministischen und queerfeindlichen Botschaften auftritt. So schrieb er im letzten Jahr auf X: »Feminismus heute ist Krebs. Er bedeutet, dass Männer in Mädchentoiletten dürfen. Er vernichtet die Weiblichkeit, zerstört junge Menschen und verhindert Kinder.«
Die Frauen- und Familienpolitik der AfD ist stark vom Thema »Geburtenraten« geprägt. Damit nicht ausländische Fachkräfte ins Land geholt werden müssten, sollten die Frauen mehr Kinder gebären. Das klappt nach Ansicht der AfD am besten in der »traditionellen Kleinfamilie«, die als »Keimzelle der Gesellschaft«angesehen wird – eine Formulierung, die sich im aktuellen Europa-Wahlprogramm der Partei wiederfindet und ein Begriff aus der NS-Zeit ist. Außerdem sollte das Recht auf Abtreibung nach Wunsch der AfD auf keinen Fall zu einem Menschenrecht werden.
Tatsächlich sind Antifeminismus und Queerfeindlichkeit kein neues Phänomen bei der AfD. Der Soziologe und AfD-Kenner Andreas Kemper: »Bereits in der Gründungsphase, noch vor dem Gründungsparteitag im April 2013, forderte die AfD mittels ihrer Facebookseite »STOP GENDERWAHN!«. Diese Position ist ein gemeinsames Merkmal seit Bestehen der AfD und durchzieht sämtliche Flügel, wenn auch in unterschiedlicher Radikalität und Intensität.«
Quellen
Reportage zu Antifeminismus der AfD, ZDF, März 2024
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-weltfrauentag-frauenbild-anti-feminismus-100.html

Andreas Kempers Ausführungen zum Geschlechterbild der AfD, bereits 2016 veröffentlicht und immer noch aktuell:
https://www.gwi-boell.de/de/2016/08/02/keimzelle-der-nation-familien-und-geschlechterpolitische-positionen-der-afd

ALT-RIGHT

Beim Begriff »Alt-Right« (zu Deutsch »Alternative Rechte«) handelt es sich um eine Selbstbezeichnung ultrarechter Aktivist*innen in den USA. Ihr Ziel ist es, die angebliche Überlegenheit der weißen, christlich geprägten Bevölkerung zu sichern und diese vor einer multikulturellen Gesellschaft zu »schützen«. Sie wenden sich gegen soziale Gerechtigkeit, »politische Korrektheit« und Migration. Die Alt-Right-Bewegung fungiert damit als Bindeglied zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus. Ideologisch ist die Alt-Right mit der Identitären Bewegung in Europa vergleichbar. Sie versucht, rechtsextreme Themen für breite gesellschaftliche Kreise und insbesondere Jugendliche anschlussfähig zu machen. […] Als wichtigstes Medium der Szene gilt Breitbart News Network. Agitiert wird vor allem in sozialen Netzwerken und Onlineforen, in denen Breitbart mit Kommentaren, Memes und Videos seine Themen platziert. […] Als Markenzeichen und internationales Symbol der Alt-Right gilt spätestens seit 2016 die Meme-Figur »Pepe der Frosch«.
Quelle
Bundeszentrale für politische Bildung: Glossar Rechtsextremismus
https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/516444/alt-right/

BANNON, STEVE

US-Wahl: Die radikalen Pläne des Trump-Vertrauten Steve Bannon
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* 27. November 1953 in Norfolk, Virginia, ist Alt-Right Chefstratege, US-amerikanischer Publizist, Filmproduzent und ehemals politischer Berater Donald Trumps. Er leitete die als rechtspopulistisch bis rechtsradikal (»far-right«) eingestufte Website Breitbart News Network.
Sollte Trump die US-Wahl erneut gewinnen, kündigte Bannon bereits an, Tausende von Regierunsgmitarbeiter*innen durch loyale Gefolgsleute zu ersetzen: »Das machen wir nach dem überwältigenden Sieg, das Volk will das. Wir zerstören den administrativen Staat – Stein um Stein.«
Quelle
Bannons Szenario für Trump-Sieg, ZDF heute, Februar 2024
https://www.zdf.de/nachrichten/video/politik-bannon-trump-100.html

BLÜHER, HANS

*17. Februar 1888 in Freiburg in Schlesien; † 4. Februar 1955 in Berlin, war ein deutscher antisemitischer und antifeministischer Schriftsteller und Philosoph. Er war Theoretiker der Wandervogelbewegung und schrieb Abhandlungen über »Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft«.
Er war davon überzeugt, dass von Frauen »keine Kulturwerte« zu erwarten seien, Geist hingegen ein sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal sei.
Der Frau bliebe nur die Sphäre der Liebe: »Das Höchste, wohin die Frau gelangen kann, ist die Liebe, und es ist ein Akt vollendetster Ritterlichkeit gegen sie, wenn man sie überall, wo sie liebt, als sakrosankt ansieht und im Zustande ihrer höchsten und einzigen Würde.«
Quelle
Wikipedia-Artikel über Hans Blüher
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bl%C3%BCher

BREKER, ARNO

Stärke, Muskeln, (nackte) Männer: Brekers Lieblingssujets
© Breker-Archiv/Marco-VG, Bonn
*19. Juli 1900 in Elberfeld; † 13. Februar 1991 in Düsseldorf, war ein deutscher Bildhauer und Architekt. Er prägte die Ästhetik des Nationalsozialismus und galt als einer von Hitlers Lieblingskünstlern, mit dem er auch privat Kontakt hatte.
Gemeinsam mit Albert Speer führte Breker zahlreiche Staatsaufträge aus und war am geplanten Ausbau Berlins führend beteiligt. Seine Statue »Junges Europa« zeigt einen nackten muskulösen Männerkörper mit Adlerkopf.
Quelle
Lebendiges Museum Online (lemo)
https://www.dhm.de/lemo/biografie/arno-breker

DEUTSCHER GENDERKONGRESS

Auf der Internetseite der größten maskulinistischen Veranstaltung Deutschlands heißt es: »Gender bedeutet Geschlecht. Nicht weibliches oder männliches Geschlecht. Seit den 90er Jahren jedoch galt: Wo Gender draufsteht, ist Frauenpolitik drin. Diese Einseitigkeit wird auf dem DEUTSCHEN GENDER KONGRESS aufgehoben.«

Ein Blick auf die Auflistung der Initiativen zeigt jedoch, dass sich hier vorwiegend Maskulinisten, Männerrechtler und Menschen mit ultra wertkonservativem Familien- und Geschlechterbild treffen – auch rechtsradikale, antifeministische und rechtsrelgiöse Initiativen sind darunter. In der Studie der Heinrich Böll Stiftung »Antifeminismus auf dem Weg durch die Institutionen« heißt es: »Diese Verbände, Vereine und Initiativen sind unserer Einschätzung nach alle im antifeministischen Feld zu verorten.«
Mitinitiator des ersten Deutschen Genderkongresses war Sebastian von Meding, der für die FDP kandidierte, in Ausschüssen saß und die Liberalen Männer e.V. mitbegründete.
Quellen
Deutscher Genderkongress
https://www.genderkongress.org/

»Antifeminismus auf dem Weg durch die Institutionen«,
Publikation der Heinrich-Böll-Stiftung, Oktober 2021
https://www.boell.de/sites/default/files/2021-10/E-Paper%20%C2%ABAntifeminismus%C2%BB%20Endf.pdf

IDENTITÄRE BEWEGUNG

© Imago
Als Identitäre Bewegung bezeichnet sich eine Ende 2012 auch in Deutschland entstandene Gruppierung »neu-rechter« und rechtsextremer Aktivist*innen. Die Identitären vertreten als Jugendorganisation der »neuen Rechten« die Theorie des »Ethnopluralismus«, der Ethnien nicht nach biologischen Kriterien, sondern nach Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis definiert. Mit provokanten Aktionen versuchen sie, rassistische Vorurteile zu verbreiten. […] Die Identitären sehen sich als einsame Verteidiger der »abendländischen Kultur«, die angeblich vom Islam bedroht wird. Sie hoffen auf eine »kulturell-geistige Revolution« und sehen sich als Gegenbewegung zum Liberalismus.
Prominentestes Gesicht der IB ist der Österreicher Martin Sellner, der den »Impuls«-Vortrag beim Geheimtreffen in Potsdam gehalten hat.
Quellen

INCELS

Der Begriff »Incel« ist eine Mischung aus den englischen Wörtern »involuntary« (zu Deutsch »unfreiwillig«) und »celibate« (»sexuelle Enthaltsamkeit«). Er wird als identitätsstiftende Selbstbezeichnung von jungen heterosexuellen Männern genutzt, denen eine (sexuelle) Beziehung zu Frauen fehlt und die die Schuld daran im Feminismus und der freien Gesellschaft sehen.

Incels sehen sich als Opfer einer liberalisierten Welt, die Frauen vermeintlich übergroße Freiheiten bei der Partnerwahl lässt und in der angeblich nur Menschen Sex haben können, die gängigen Idealen entsprechen. Incels behaupten demgegenüber, Männer hätten eine Art Grundrecht auf Sex, das ihnen verwehrt werde. Sie sind vor allem in Internetforen und sozialen Netzwerken aktiv. Sie propagieren und diskutieren dort Hass auf Frauen und entsprechende Gewaltfantasien in Form von Texten, Videos und Memes. […] Dutzendfach haben Incel-Männer ihre Frauenfeindlichkeit in der realen Welt umgesetzt. Allein in den USA und Kanada gehen Experten von mehr als 50 Todesopfern seit 2014 aus.
Quellen
Bundeszentrale für politische Bildung: Glossar Rechtsextremismus
https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/516447/incels/

Radio-Feature über Incels, SWR, 2023
https://www.swr.de/swr2/doku-und-feature/der-autoritaere-mann-doku-ueber-frauenhass-im-netz-swr2-feature-2023-12-01-100.html

Veronika Kracher: Incels: Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults, Mainz 2020

LIBERALE MÄNNER E.V.

Auf der Internetseite heißt es: »Die Bundesvereinigung LIBERALE MÄNNER e.V. ist eine selbständige politische Männerorganisation von liberal (freiheitlich demokratisch) denkenden Menschen. Der Verein steht der FDP nahe.« Die ersten drei der insgesamt 12 Punkte der Zielsetzung lauten: »1. Gleichberechtigung statt nur Frauenrechte 2. Gleichberechtigung statt Gleichmacherei 3. Gleichberechtigung statt Frauenbeauftragte.«
In einer Correctiv Recherche über Väterrechtler und ihren Einfluss auf die Politik werden auch die Liberalen Männer e.V. erwähnt. Dort heißt es: »Der stellvertretende Vorsitzende Sebastian von Meding hat enge Kontakte zum Maskulinistenmilieu, war Vorsitzender von Manndat und trat als Mitorganisator des Gender-Kongresses auf. Der FDP scheint die Gruppe eher unangenehm zu sein. Auf Anfrage schreibt sie, es handele sich um »keine Vorfeldorganisation« und »etwaige besondere Nähen« zu anderen Vereinen seien »für die FDP irrelevant.«
Quellen

KAPLAKENBÄNDE

Im Verlag Antaios, gegründet vom Publizisten und rechtsextremen Politaktivisten Götz Kubitschek, erscheinen die Kaplaken-Bände, die Identitätselemente für die Neue Rechte liefern sollen.
Auf der Internetseite wird der Name der Reihe erläutert: »Der Begriff kaplaken stammt aus der Seemannssprache. Er bezeichnet die Zulage, die ein Kapitän nach erfolgreicher Fahrt über die vereinbarte Heuer hinaus erhält. Das kaplaken, das der Verlag Antaios verteilt, ist eine geistige Zulage für Selbstdenker: wegweisende Texte in handlichem Format.«
Wohin die Texte den Weg weisen sollen – offensichtlich zur »konservativen Revolution«, die das Ende der Demokratie und offenen Gesellschaft bedeutet.

Quelle

KUBITSCHEK, GÖTZ

*17. August 1970 in Ravensburg, ist ein deutscher Verleger, Publizist, Rechtsextremist und einflussreicher politischer Aktivist der »Neuen Rechten«. In Schnellroda hat er die rechtsextreme Denkfabrik »Institut für Staatspolitik« gegründet. Dazu gehören auch der Verlag Antaios und die Zeitschrift Sezession. Kubitschek gilt als wichtiger Vertrauter des AfD-Politikers Björn Höcke.
Quellen
Wikipedia-Artikel über Götz Kubitschek
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Kubitschek

Besuch bei Götz Kubitschek auf seinem Anwesen in Schnellroda, SWR, 2017
https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/sommerserie-abc-deutschland-k-wie-kubitschek?partId=11152389

MANOSPHERE

Die Manosphere ist ein loses, vorwiegend antifeministisches Netzwerk. Es umfasst maskulinistische Internetforen und Blogs, in denen verschiedene Ziele verfolgt werden, etwa Selbstoptimierung und hegemoniale Männlichkeit oder dominantes Verführen und das Beherrschen weiblicher Sexualität.
Neben Incels und Influencern sind auch »Pick-up Artists« oder traditionelle Männerrechtsaktivisten zu finden. Gemeinsame Ideologie ist die der »Male Supremacy«, der männlichen Überlegenheit oder Vorherrschaft.
Quellen
Wikipedia-Artikel über die Manosphere
https://de.wikipedia.org/wiki/Manosphere

Artikel über die Mainstreamtauglichkeit der Manosphere, fluter, 2024
https://www.fluter.de/manosphere-influencer-misogynie

MASKULINISTEN (AUCH MASKULISTEN)

Als Gegenpol oder Alternative zum Feminismus gegründet, setzen sich Maskulinisten für das ein, was sie als Männerpolitik definieren. Sie positionieren sich gegen die Gleichstellung von Frauen und die Emanzipation marginalisierter Gruppen, wie beispielsweise Homo- und Transsexuelle.
Die maskulinistische Ideologie geht häufig mit sexistischen, antifeministischen oder rechtspopulistischen Weltansichten einher.
Quelle
Definition Maskulinismus auf Hate Aid, Initiative gegen digitale Gewalt
https://hateaid.org/maskulinismus/#0-was-sind-maskulinistinnen

METAPOLITIK

Metapolitik – Die Eroberung des vorpolitischen Raums
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Ein Projekt des Zentrums Liberale Moderne • Sprecher: Max Czollek
Ihre Strategie bezeichnet die »Identitäre Bewegung« als Metapolitik, die sich nicht auf die Politik richtet, sondern die Kultur im Blick hat. Dabei stellt das Besetzen von Begriffen ein zentrales Mittel zur Veränderung bestehender Machtverhältnisse dar. So hieß es auf der Webseite der IB: »Wir glauben, dass politische Veränderung nicht nur in den Parlamenten und der Parteipolitik möglich ist, sondern sich ebenso im Kulturbetrieb, den öffentlichen Debatten, den Medien und auf der Straße abspielt.« Es lassen sich zwei Strategien beobachten, wie die öffentliche Meinung von rechts beeinflusst wird. Zum einen verwendet die »Neue Rechte« im Sinne der Konservativen Revolution »Schlagwörter als notwendige politische Mittel zur Vereinfachung einer Ideologie«. Zum anderen werden Begriffe gezielt umgedeutet und der eigenen Ideologie gemäß verwendet.
Besonders offensichtlich wird die Strategie der Umdeutung bei den Begriffen »Kultur«, »Volk« und »Nation«. »Kultur« dient der »Neuen Rechten« als zentraler Begriff in der Argumentation für den Ausschluss des Fremden vom konstruierten homogenen Eigenen.
Quellen

NAZI-RAP

Während Nazi-Rap bis vor wenigen Jahren ein Randphänomen war, ist Rechts- und NS-Rap heute eng mit der »Neuen Rechten« verknüpft. Er wird als Teil der sogenannten »Kulturrevolution von rechts« gesehen, einem Kampfbegriff aus den intellektuellen Kreisen der »Neuen Rechten«. Ziel ist dabei, die Grenzen des Sag- und Machbaren zu verschieben, um die Meinungsvielfalt einzuschränken und letztlich eine rassistische Politik zu ermöglichen – auch mithilfe von Kulturprodukten wie Rap. […] Dass Rap in US-Großstädten als Musik der Schwarzen entstanden ist und bis heute vielen Menschen, die diskriminiert und ausgegrenzt werden, als Protestinstrument und Empowerment dient, spielt im Rechts-Rap keine Rolle.
Quelle

»NEUE RECHTE«

Unter dem Begriff »Neue Rechte« wird eine geistige Strömung verstanden, deren Ziel die intellektuelle Erneuerung des Rechtsextremismus ist. Sie versucht, sich von der deutlich am historischen Nationalsozialismus orientierten »Alten Rechten« abzusetzen. […] Wesentliche ideologische Elemente der Neuen Rechten sind laut nordrhein-westfälischem Landesamt für Verfassungsschutz: die Ablehnung von Individualismus und Liberalismus, von Parlamentarismus und gesellschaftlicher Vielfalt und Vorstellungen von einem ethnisch homogenen, hierarchischen und elitär geführten autoritären Staat; sowie eine »Frontstellung gegen das kritische Erinnern an den Nationalsozialismus«. Das Bundesamt für Verfassungsschutz attestiert der »Neuen Rechten«, sie beabsichtige »die Beseitigung oder zumindest Beeinträchtigung des demokratischen Verfassungsstaates«.
Quellen
Bundeszentrale für politische Bildung: Glossar Rechtsextremismus
https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500801/neue-rechte/

Gespräch mit dem Historiker Volker Weiß über die »Neue Rechte«, fluter, 2018
https://www.fluter.de/wer-sind-die-neue-rechte

ORDO IURIS

Die klerikal-faschistische Stiftung »Ordo Iuris«, zu Deutsch »Rechtsordnung«, 2013 in Polen gegründet, betreibt Lobbyarbeit für erzkatholische und rechtsradikale Zwecke.
Die Ziele des Netzwerks sind ehrgeizig: Es geht um nicht weniger als um Deutungshoheit und kulturelle Hegemonie im Namen der vermeintlichen Mehrheit, die das Netzwerk zu repräsentieren beansprucht – das national-katholische Polen mit einem traditionellen Rollenverständnis innerhalb der Familie als Bund zwischen Mann und Frau mit mehreren Kindern. Um diese im Kern antipluralistische und queerfeindliche Agenda durchzusetzen, bedient sich das Netzwerk bewusst einer Kombination aus rechtlichen, politischen, medialen und gesellschaftlichen Aktivitäten.
Quellen

PEPE

Is Pepe the Frog a hate symbol?
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Pepe der Frosch (»Pepe the Frog«) ist ein Internetphänomen. 2005 als harmloser Antiheld vom Zeichner Matt Furie erfunden, wurde die Figur Mitte der 2010er Jahre von der rechtsradikalen Alt-Right vereinnahmt und als Meme zum globalen Symbol für Frauenhass, Neofaschismus und Rechtsterrorismus. So versuchte etwa auch die Junge Alternative, die Jugendorganisation der AfD, mit einer blauen Variante von Pepe Stimmung gegen Ausländer*innen zu machen.
Memes sind allerdings wandelbar: So wurde Pepe bei den Protesten in Hongkong 2019/20 zum Zeichen des demokratischen Widerstands und auch andere engagierte Internetmenschen reklamieren den traurigen Frosch wieder für sich.
Quellen
Artikel über Pepes Entwicklung zum Rassisten, taz, 2017
https://taz.de/Neurechte-Provokateure-im-Netz/!5432564/

Der Dokumentarfilm FEELS GOOD MAN (2020) beleuchtet das Phänomen Pepe.
https://www.imdb.com/title/tt11394182/

PETERSON, JORDAN

*1962 in Edmonton, Alberta geboren, ist ein kanadischer klinischer Psychologe und emeritierter Professor. 2016 erlangte er mit Agitationen über trans Menschen Bekanntheit und wurde bald darauf zum »einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart« (New York Times). Er geriert sich als Kämpfer in einem Kulturkrieg gegen »woke« Kultur, »Klimaideologie« und »Kulturmarxismus« und veröffentlichte 2018 den Lebensratgeber 12 RULES FOR LIFE, der sich global über 10 Millionen Mal verkaufte.
Quellen

YIANNOPOULOS, MILO

*18.Oktober 1984, ist ein britischer Rechtsextremist, Influencer und Blogger. Bekannt wurde er vor allem als Redakteur des US-Portals Breitbart und Unterstützer der Wahlkampfkampagne Donald Trumps. Die Alt-Right feierte ihn als »Zeremonienmeister des Hasses«. Obwohl er lange Zeit offen schwul lebte, hetzte er gegen Homosexuelle, trans Menschen und besonders gegen Frauen und Feministinnen. 2017 sorgte er mit relativierenden Aussagen über sexuellen Missbrauch an minderjährigen Jungs für Proteste im eigenen Lager und das Ende seiner immensen Popularität. 2022 teilte er mit, zu Jesus gefunden zu haben und schwor seiner Homosexualität ab. Er wolle nun dazu beitragen, die Konversionstherapie zu rehabilitieren und tritt heute besonders in evangelikalen und rechtsreligiösen Kontexten auf.

Quellen
Copyright: Krafft Angerer

Nachweise

Alle Beiträge sind für dieses digitale Programmheft entstanden.

Das GLOSSAR wurde mit Hilfe der angegebenen Quellen zusammengestellt.

Das Gespräch mit Tobias Ginsburg führte Sibylle Dudek im März 2024.