Adams Äpfel

Foto: Tommy Hetzel
nach dem gleichnamigen Film von Anders Thomas Jensen
Deutsch von Beate Klöckner auf Basis der Bühnenfassung von K. D. Schmidt
SCHAUSPIEL
Depot 1
Dauer:
2 Stunden • Keine Pause
Premiere: 18. November 2016
Trailer
Im Zentrum des wohl wichtigsten Romans der Weltliteratur steht ein Virtuose der Selbsttäuschung: Don Quijote, der zahllose Ritterbücher gelesen und für wahr befunden hat, beschließt eines Tages, selbst ein fahrender Ritter zu werden. Gemeinsam mit seinem »Knappen« Sancho Pansa durchstreift er Spanien auf der Suche nach Abenteuern. Kraft seiner lebhaften Fantasie verwandelt sich die profane Realität in eine mittelalterliche Fabelwelt: wo Windmühlen sind, da sieht er Riesen, Gaststätten werden ihm zu Burgen und Schweineherden zu feindlichen Heeren. Und nichts – weder die Argumente seiner Freunde, noch die Fäuste seiner (unfreiwilligen) Feinde – kann ihn von seinem Wahn abbringen. Für Arthur Schopenhauer ist dieser verirrte Ritter, der mit aller Macht versucht, das Gedachte gegen die Wirklichkeit zu setzen, nichts weniger als die Verkörperung des komischen Prinzips schlechthin.

Das Buch Hiob, das Jensen ins Zentrum seiner schwarzen Glaubenskomödie stellt, ist zentraler Gegenstand einer jahrhundertealten theologischen Diskussion, die um die Frage kreist, wie ein Gott, der einerseits gütig, andererseits allmächtig ist, derartig viel Leid und Unglück in der Welt zulassen könne. Diese sogenannte Theodizee-Frage ist immer wieder aufgeworfen und neu beantwortet worden, sie ist ein ständiger Unruheherd im Zentrum des Christentums. Jensen greift sie in ADAMS ÄPFEL auf und formuliert sie neu. Es ist weniger die Frage, wie sich das Leid in der Welt mit göttlicher Güte und Allmacht vereinen ließe, als die Frage danach, welchen Wert es hat, die Wahrheit zu erkennen, wenn nichts als Schmerz von dieser Erkenntnis ausgeht. Als es Adam schließlich gelingt, Ivan zur Einsicht zu bringen, versinkt dieser in tiefe Depressionen. Doch nicht nur er geht an der Wahrheit zu Grunde, auch seine Schützlinge verlieren zusehends die Kontrolle. Denn Ivans Hirngespinste waren für sie ein Schutzraum, sein ständige Schwindelei war ein Asyl, in das sich die Ausgestoßenen und Anormalen, die in der Gesellschaft keinen Platz haben, flüchten konnten. Es ist die gemeinsame Lebenslüge, die diese Gruppe einsamer Menschen überleben lässt, es sind Irrtum und Illusion, die dieses Leben irgendwie erträglich machen. Ohne sie, ohne die Korrektur des Wirklichen mit den Mitteln der Fantasie, sind sie verloren.
Regie: Therese Willstedt
Bühne: Nehle Balkhausen
Kostüme: Arianna Fantin
Musik: Emil A. Høyer
Lichtdesign: Mårten K. Axelsson
Dramaturgie: Julian Pörksen