Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino

Foto: Ana Lukenda
von Martin Crimp
Mit dem Schauspielstudio Köln
Schauspiel
Offenbachplatz
Dauer:
1 Stunde 30 Minuten • Keine Pause
Premiere: 22. März 2019
Trailer
Die Tore der griechischen Stadt sind verschlossen, als Polyneikes mit einem riesigen Heer in Theben eintrifft. Er ist zurückgekehrt, um von seinem Bruder Eteokles den Thron zu verlangen. So sieht es die ursprüngliche Vereinbarung vor, nachdem ihr Vater Ödipus die beiden verflucht hat: Jeder übernimmt die Regierung des Staates für jeweils ein Jahr, danach wird die Regelung alternierend fortgeführt. Eteokles jedoch, berauscht von Machtgefühlen und Absolutheitsanspruch, verweigert dem Eindringling den Zutritt. Ein Zweikampf, den beide mit dem Leben bezahlen werden, soll die ersehnte Entscheidung bringen. Das Blutbad, das sie anrichten, ist eine Verkettung aus Grausamkeiten, die die Geschichte Thebens durchzieht; eine Ansammlung von Vergeltung, Wahnsinn und Unheil, die mit dem Vergehen eines frühen Stammvaters begann und seither Generationen in Mitleidenschaft zieht. Schon Ödipus konnte dem Fatum nicht entkommen. Er tötete seinen Vater, beantwortete die Frage der Sphinx und erlöste Theben dadurch von der Pest. Zur Belohnung bekam er unwissentlich seine eigene Mutter Iokaste zur Frau. Mit ihr zeugte er vier Kinder: Eteokles, Polyneikes, Antigone und Ismene.
Iokaste, die nun verzweifelt versucht, das drohende Massaker auf dem Schlachtfeld zu verhindern, sucht Hilfe bei Antigone. Diese muss schnell realisieren, dass ihre anfängliche Kriegsfaszination verheerende Folgen für die eigene Familie hat. Auch Kreon, Iokastes Bruder, ist gezwungen, seine militärischen Allianzen mit Eteokles zu überprüfen.
Den Stoff der Labdakiden, dem Herrschergeschlecht Thebens, hat Euripides bereits vor über 2.000 Jahren in seinem Stück DIE PHÖNIZIERINNEN aufgegriffen. Das nicht enden wollende Familiendrama wird darin von einem phönizischen Mädchenchor beobachtet, der auf der Durchreise zum Orakel in Delphi in Theben haltmacht. Der britische Dramatiker Martin Crimp versetzt den antiken Mythos an einen Kriegsschauplatz der Gegenwart, vermischt die Tragödiensprache des Mädchenchors mit Slang und aktuellem Militär-, Politikund Wirtschaftsvokabular. Die Mädchen werden zum ausführenden Organ des göttlichen Willens, der Prophezeiung der Sphinx, konfrontieren die Figuren mit ihrer Vergangenheit und treiben die Erzählung aktiv voran. Ihr Auftrag wird schnell deutlich: Sie haben viel gesehen, gelesen und gehört, dennoch kommen sie mit einigen Fragen auf die Bühne: Welcher Sinn steckt hinter den austauschbaren Begriffen wie »Ruhm«, »Gott«, »Held«, »Ehre«, »Volk« und »Terror« – mit denen Gewalt ideell ummantelt und gerechtfertigt wird? Sie erforschen den (unmenschlichen) Willen zur Macht und die Gesetzmäßigkeit von Mord, Rache und Schicksal.

Regie: Lily Sykes
Bühne: Jelena Nagorni
Musik: David Schwarz
Dramaturgie: Lea Goebel