Jemand wie ich

Foto: Ana Lukenda
von Charlotte Roos
SCHAUSPIEL
Depot 2
Dauer:
1 Stunde 40 Minuten • Keine Pause
Uraufführung: 03. Dezember 2016
Acht junge Schauspielschüler, drei junge Frauen, fünf junge Männer. Es ist der Beginn eines Lebens auf der Bühne, vielleicht sogar für die Bühne. Aber wie anfangen? Wie soll dieses Leben losgehen, damit die Realität das hält, was die Hoffnungen versprechen? Und was hält das Theater für die bereit, die es gerade noch vorsichtig tastend aber mit ihrer ganzen überbordenden Energie betreten?

In diesem Fall als Einstieg erstmal den Film – den Traum vom großen Ruhm, von Hollywood immer vor Augen: »Spellbound « von Alfred Hitchcock, Meisterwerke einer goldenen Ära wie »Bonnie and Clyde« oder »All about Eve«, mit Diven und Granden, mit Ikonen wie Marilyn Monroe, Bette Davis, Gregory Peck oder Faye Dunaway. Und mit klaren Rollenzuschreibungen, mit Schauspielerarchetypen, die diese Heldinnen und Helden der Leinwand groß gemacht haben, an denen man sich festhalten kann und die es erstmal zu erfüllen gilt: Die Blonde, die Dunkle, die Reine oder die Femme Fatale bei den Frauen, der Autor, der Detektiv, der Cowboy, der Analytiker bei den Männern.
Klingt gut und hat sich doch bewährt, aber: wie soll man das eigentlich spielen? Und vor allem: Wo bleibt man da selbst, bleibt der Schauspieler, bleibt die Persönlichkeit, von der es doch immer heißt, dass sie so wichtig sei beim authentischen Spiel auf der Bühne? Und wo bleibe »Ich«? Und was ist das überhaupt für eine altmodische Vorstellung von Theater oder vom Leben: Frisuren für die Frauen, Berufe für die Männer! Wer entscheidet denn, was ich sein soll?

Kein guter Anfang also und Zeit, sich aufzulehnen und für einen Rollentausch, denn wenn man jung ist, kann man doch so vieles sein und nicht nur das, was andere an Zuschreibungen für einen bereit halten. Theater heißt doch, dass man alles sein kann, auch und gerade das, was man eigentlich nicht ist. Womit man wieder am Anfang wäre: Wer ist das denn eigentlich – »Jemand wie ich«?

Es gilt also erstmal tiefer zu bohren. Etwas von sich zu erzählen. Davon, wo man her kommt und wo man hin will, wovor man Angst hat und was man sich erhofft. Es gilt Gefühle zu ergründen und sich einen Platz zu erkämpfen auf dieser Bühne, die einem plötzlich alles sein soll: Heimat, Spiel und Leben. Überhaupt das Leben: Davon wollen sie erzählen, von dem, was da draußen los ist: vom Lieben und vom Sterben, von den großen Begegnungen und von all dem, was echt ist und gefährlich. Und gleichzeitig können sie gar nicht anders als Spielen, das ist das große Dilemma des Theaters, das sie kennenlernen: Jemand wie ich ist immer jemand, der eine Rolle spielt. Am Ende stehen die Toten wieder auf, die Schüsse gehen ins Leere, das Blut ist nicht echt und die Liebenden gehen getrennt nach Hause, da gibt es kein Entkommen. Aber versuchen müssen wir es trotzdem. Und einfach mal anfangen.

Die Autorin Charlotte Roos und der Schauspieler und Regisseur Bruno Cathomas haben die acht Schauspielstudierenden der Leipziger Hochschule auf ihrer ersten großen Reise ins Theater begleitet. Das Stück JEMAND WIE ICH ist für die Studierenden und mit ihnen gemeinsam während der Probenarbeit entstanden.
Choreografie: Michael Maurissens
Dramaturgie: Julia Fischer · Thomas Laue
Mit
Nicolas-Fredrick Djuren
Nicolas Handwerker
Nils Hohenhövel
Robin Meisner
Elisa Schlott
Marlene Tanczik