Nathan der Weise

Foto: Tommy Hetzel
von Gotthold Ephraim Lessing
SCHAUSPIEL
Mit englischen Übertiteln
Depot 1
Dauer:
2 Stunden • Keine Pause
Premiere:
10. September 2021
Altersempfehlung:
ab 15 Jahren
Trailer
Lessings Aufklärungsdrama eröffnet mit einem dystopischen Szenario: Als der jüdische Kaufmann Nathan von einer Reise zurückkehrt, liegt sein Haus nach einem Feuer in Asche. Seine Tochter Recha konnte den Flammen dank der Hilfe eines christlichen Tempelherrn entkommen. Die politische Situation im 12. Jahrhundert in Jerusalem ist angespannt, der im Zuge des Dritten Kreuzzugs ausgehandelte Waffenstillstand droht zu kippen. Vertreter*innen des Christentums, Judentums und des Islam stehen sich gegenüber, scheinen unvereinbar in der Frage nach der »wahren Religion«. Nathan versucht, mit der Ringparabel darauf eine versöhnliche Antwort zu finden. Sie ist ein Plädoyer für Toleranz, Humanität und ein friedliches Miteinander – und hat über 240 Jahre nach der Entstehung des Dramas nicht an Aktualität eingebüßt. Sie weist Parallelen zur Legende des Amphibienvogels aus Wajdi Mouawads Stück VÖGEL auf, das Stefan Bachmann 2019 viersprachig inszenierte. Nun setzt er die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Identität und Religion vor dem Hintergrund familiärer Beziehungen fort. Wird die aufkeimende Liebe zwischen Recha und dem Tempelherrn das gleiche Schicksal ereilen, wie Wahida und Eitan aus Mouawads VÖGEL?
Nachgespräch am 15 DEZ
Ab Dezember kehren VÖGEL und NATHAN DER WEISE auf die Bühne zurück. Die Entstehung von Wajdi Mouawads Erfolgsstück und Lessings Aufklärungsdrama trennen über 200 Jahre. Beide Stücke spielen in und um Jerusalem, verhandeln auf ihre eigene Art und Weise Fragen nach Herkunft, religiöser Zugehörigkeit und familiären Konflikten – und beide Stücke adressieren Themen des Nahostkonflikts, sei es direkt oder indirekt. Angesichts des aktuellen Kriegs in Nahost möchten wir die Vorstellung am 15. Dezember mit einer Einführungen und einem Nachgespräch kontextualisieren. Die Stücke erscheinen derzeit in verändertem Licht, wirken in Text und Form anders als noch vor einigen Wochen. Wir gehen der Frage nach, welchen Beitrag Kunst in krisenhaften Zeiten zu leisten vermag, welche gegenwärtigen Lesarten sich auftun und worin das utopische Potenzial dieser Stücke liegt. Denn letztlich steht bei VÖGEL eine Liebesgeschichte und bei NATHAN DER WEISE eine Versöhnungsgeschichte im Zentrum.
Bühne und Kostüme: Jana Findeklee · Joki Tewes
Musik and Komposition: Matti Gajek
Dramaturgie: Lea Goebel
Choreografie/ Körperarbeit: Sabina Perry
Hinweise für Schulgruppen

Wir bitten, Buchungsanfragen von Schulgruppen unter gruppen@buehnen.koeln zu stellen.
Weiterführende Angebote für Schüler*innen und Pädagog*innen finden sie hier:
Pressestimmen
»Am Schauspiel Köln wird aus dem mittelalterlichen Drama eine moderne Erzählung.«
»Das ist Nachhaltigkeit: Zwei Stücke werden mit der selben Besetzung im selben Bühnenbild gespielt. Was auf den ersten Blick wirkt wie eine pfiffige Sparmaßnahme des Intendanten Stefan Bachmann, ist letztlich ein großartiger Einfall des Regisseurs Stefan Bachmann: Es verdeutlicht die Parallelen zwischen "Vögel", das er zum Saisonstart 2019 inszenierte, und "Nathan der Weise", mit dem er jetzt die aktuelle Spielzeit eröffnete.«
»Der Schluss (...) gelingt: Die Versöhnten, die eben noch die Arme als Schwingen ausbreitend in alle Richtungen davonzufliegen drohten (ein Selbstzitat aus der "Vögel"-Inszenierung), finden sich noch einmal zusammen, um Udo Lindenbergs „Wir ziehen in den Frieden" zu schmettern.«